Wie fragwürdige Überzeugungen dazu führen können, dass wir das Glück verpassen
 

Im Leben muss man ständig Entscheidungen treffen: Möchte ich heute draußen frühstücken oder lieber zu Hause etwas kochen? Soll ich heute Nacht wach bleiben, um diese Aufgabe fertigzuschreiben, oder lieber jetzt ins Bett gehen, um morgen mit klarem Kopf daran zu arbeiten? "Die Qual der Wahl" entsteht in den meisten Fällen daraus, dass beide Möglichkeiten Vorteile und Nachteile haben, und diese abzuwägen kann sehr komplex sein. Leider sind nicht alle Entscheidungen so trivial wie die oben genannten Beispiele. Was sollte man bei härteren Entscheidungen berücksichtigen? Wenn ihr euch auch mit dem Treffen von Entscheidungen schwertut, dann ist der folgende Artikel wahrscheinlich etwas für euch.
 

Die schwierigste Entscheidung, die ich je treffen musste, war die, was ich nach meinem Abitur machen sollte. Ich bin da nicht allein. Vielen Menschen schwer diese Entscheidung schwer, weil viele von uns mit der Frage aufgewachsen
sind, was wir in der Zukunft gerne machen möchten. Und wofür man sich nach dem Abitur entscheidet, fühlt sich oft so an, als sei die Entscheidung entweder die Verwirklichung oder die Enttäuschung der Erwartungen und Narrativen, mit denen man seit der Kindheit konfrontiert wurde.


Als ich mit meinem Abitur fertig war, wusste ich nicht, was ich gerne machen möchte. Ich wollte nur die Erwartungen anderer Menschen zu erfüllen. Deshalb habe ich mich damals für die höher angesehene Option entschieden, sodass ich die Erwartungen der meisten Menschen erfüllen oder sie positiv überraschen würde. Nachdem ich mich für ein Auslandsstudium entschieden hatte, von dem ich fast nichts wusste, und einige Verwandte mir gratuliert hatten, spürte ich jedoch eine gewisse Leere. Ich musste jetzt mit meiner Entscheidung leben und wusste fast nicht, warum ich mich dafür entschieden hatte.


Für eine lange Zeit dachte ich, ich sei allein. Alle schienen zu wissen, was sie gerne machen wollten. Vor kurzem aber bin ich auf einen Post in den sozialen Medien gestoßen, der das Phänomen des „gender flight“ beschrieb. In einer Studie der Universität Zürich wurde beobachtet, dass Männer selektiv Berufe verlassen, die überwiegend von Frauen ausgeübt werden. Lange Zeit schien die geschlechtsspezifische Aufteilung von Arbeitsplätzen eher eine Folge davon zu sein, dass bestimmte Berufe stereotyp mit Faktoren in Verbindung gebracht wurden, die wiederum stereotyp als männlich oder weiblich kodiert wurden.
 

Diese neue Studie deutet jedoch darauf hin, dass die Geschlechtertrennung tatsächlich die Ursache für diese Stereotypen sein könnte und nicht andersherum. Es gibt tatsächlich Beispiele von Berufen und Hobbys, die in der Vergangenheit als für Männer geeignet galten und heute als etwas für Frauen gelten oder auch andersherum. Eines meiner Lieblingsbeispiele ist die Tatsache, dass in den Anfängen der Informatik die Hardware als Männersache galt, und das Schreiben von Code, also der Software, meist von Frauen erledig wurde. Mit dem Aufkommen des PCs und der Tatsache, dass er oft ein Geschenk für Jungen war, wurde die Informatik zu einem von Männern
dominierten Bereich, und damit stieg auch ihr Status. Das ist eigentlich ein häufig anzutreffendes Phänomen, wenn es um die Flucht von Männern geht: Geflüchtete Berufe neigen dazu, weniger prestigeträchtig und weniger gut bezahlt zu sein.


Warum ist diese Studie relevant, und was hat das mit der „Qual der Wahl“ zu tun? Ich glaube, dass das Beispiel des „male flight“ ziemlich offensichtlich darstellt, wie Wahrnehmungen und Prestige eigentlich sehr wackelige Konzepte sind, die sich nicht nur verändern können, sondern in den meisten Fällen auch auf diskriminierenden Ideen beruhen, denen man keine Aufmerksamkeit schenken möchte.


Wenn auch ihr gerade bei einer Entscheidung schwertut, erinnert euch daran, dass das Wichtigste auf Dauer ist, dass eure Entscheidung etwas ist, das ihr aus intrinsischem Interesse getroffen habt. Um herauszufinden, was für euch interessant ist, ist der beste Weg, verschiedene Aktivitäten mit einer offenen Einstellung zu erkunden und euch dadurch besser kennenzulernen.

 

Quellen:

 


Text: Zoe Visco Gilardi
Foto: © Zoe Visco Gilardi
 

 

 

 

Die Qual der Wahl

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